Energierecht / Vertragsrecht / Preisbildung Strompreise
Woraus besteht der Strompreis?
Welche „Fallstricke“, Nebenkosten und Grundgebühren gibt es?
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Nicht jeder Strompreis, der auf den ersten Blick günstig erscheint, ist auch wirklich preiswert.
Folgende Kosten sollten in Ihrem Strompreisangebot enthalten sein:
a) Arbeitspreis (Preis für jede verbrauchte kWh)
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b) Leistungspreis (Preis für die jeweils beanspruchte Spitzenleistung aus dem Versorgungsnetz) |
c) Blindleistungspreis (Zusatzkosten für sog. Blindströme, die insbesondere beim Betrieb von Elektromotoren oder anderen nicht-ohm`schen Verbrauchern auftreten können) |
d) Verrechnungspreis (Preis für Zähler und Abrechnung)
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e) Durchleitungsentgelt (Kosten für die Benutzung des Leitungsnetzes)
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f) Konzessionsabgabe (zusätzliche Abgabe, die an die Gemeinde zu zahlen ist, durch deren Gebiet das Leitungsnetz läuft. Diese Kosten bewegen sich je nach Gemeindegröße und Kunde bis zu 2,4 Cent/kWh.) |
g) Stromsteuer, auch Ökosteuer genannt, die 2,05 Cent pro kWh beträgt, zzgl. EEG und KWKG Zuschlag |
h) Umsatzsteuer in der jeweils geltenden Höhe (derzeit 19 %)
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Wie bildet sich der Strompreis
vom Kraftwerk bis zum Stromzähler?
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Um mit dem Energieversorger verhandeln zu können, sollte der Verbraucher einen Überblick hinsichtlich der Preisbestandteile des Strompreises „vom Kraftwerk bis zum Zählerkasten“ haben.
Damit der Endkunde den vorgefertigten Argumentationsmustern seines EVU nicht hilflos gegenübersteht, sollte er elementare Kenntnisse über diese Preiskomponenten haben. Die Hinzuziehung eines Energieberaters oder Spezialisten für Energierecht wird dringend empfohlen.
Folgendes Schaubild soll dies verdeutlichen und zugleich eine Vorstellung über die Höhe der Einzelpreise vermitteln.
Die Inlandspreise für eine Kilowattstunde betragen auf Vollkostenbasis 3 bis 6 Cent pro kWh.
Auf Verbundebene werden zwischen 2 – 4 Cent abgerechnet (konventionelle Erzeugung).
Nachtstrom wird teilweise zu 1 – 2 Cent geliefert.
Strom aus dem Ausland kann je nach Marktlage, Tageszeit, Jahreszeit, Erzeugungsebene zwischen 1,5 – 8 Cent/kWh bezogen werden
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Die Übertragungskosten vom Kraftwerk bis zur Übergabe an den Weiterverteiler liegen bei 0,5 – 1,5 Cent auf Höchstspannungsebene
und
1 – 3 Cent bis zur Mittelspannungsebene. Strategische Großkunden erhalten den Tagstrom einschl. Erzeugungskosten für 4 bis 8 Cent/kWh und Nachtstrom teilweise unter 2 Cent. |
Die Kosten der Weiterverteilung können sehr unterschiedlich ausfallen, da ein städtisches Gebiet geringere Kosten als ein ländliches Gebiet aufweist (viele Abnehmer an einem Standort sind günstiger zu beliefern als weitverzweigte ländliche Gebiete).
Ca. 2 – 4 Cent je nach Strukturierung des Versorgungsgebietes
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Europäische Strompreisindizes auf Stromkosten.de
In Zusammenarbeit mit DowJones in Princeton New Jersey, USA, veröffentlicht Stromkosten.de wöchentlich aktuell die wichtigsten europäischen Strompreisindizes.
Strompreise der Woche vom 10. Juni 2008 an den europäischen Strombörsen
Die Preisangabe erfolgt in Euro pro Megawattstunde. Eine Megawattstunde entspricht 1000 Kilowattstunden. Der Preis der Strombörsen ist ein Spitzenpreis, der für die kurzfristige Energiebeschaffung gezahlt wird. 87 % der Energiebeschaffung erfolgt jedoch in langfristigen Lieferverträgen. Der Strompreis der europäischen Energiebörse lässt damit keinen Rückschluss auf die Gesamtkosten der Energiebeschaffung zu.
Hier entscheiden die tatsächlichen Produktionskosten des jeweiligen Kraftwerkes und des Lieferanten.
Europe (currency in Euro)
Swiss Electricity Price Index (SWEP)
Normal Swep
10-Jun-08
127,2
9700
MWh
German Power Index (GPI)
Day-Ahead Peak
10-Jun-08
133,23
44700
MWh
French Power Index (FPI)
Day-Ahead Peak
10-Jun-08
137,25
6300
MWh
Power Index of England and Wales (PIE)
Day-Ahead Baseload
10-Jun-08
124,1
4008
MWh
Europe (currency in Euro)
Swiss Electricity Price Index (SWEP)
Normal Swep
03-Jun-08
122,47
9910
MWh
German Power Index (GPI)
Day-Ahead Peak
03-Jun-08
119,19
42360
MWh
French Power Index (FPI)
Day-Ahead Peak
03-Jun-08
122,21
11400
MWh
Power Index of England and Wales (PIE)
Day-Ahead Baseload
03-Jun-08
106,13
15912
MWh
Werte der Vorwoche
Die Strompreise an den Europäischen Strombörsen sind im Vergleich zur Woche vom 03. Juni 2008 gestiegen. Vergleichen Sie dazu bitte auch den Mid-Columbia-Strompreisindex für die USA.
Die Preise am Spotmarkt sind gegenüber der Vorwoche in Europa gestiegen. Diese Entwicklung hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen. Ein Rückgang oder Anstieg anderer Energieträger kann dies beeinflussen, z.B. der Ölmarkt, als auch klimatische Bedingungen und ein kurzfristig höheres oder niedrigeres Angebot.
Energiebörsen:
Was sind Energiebörsen?
Wie funktioniert der Handel mit Strom ?
Warum ticken Strombörsen anders?
Der Markt bestimmt den Preis?
Dieser Grundsatz gilt für fast alle Handelswaren auf dieser Welt. Angebot und Nachfrage sind in aller Regel entscheidend dafür, ob die Preise nach oben oder nach unten tendieren.
Jedermann weiß, dass Primärenergieträger wie z. B. Rohöl oder Kohle weltweit gehandelt werden.
Speziell der Rohölpreis bestimmt täglich unsere Nachrichten und hat Auswirkungen auf die Weltkonjunktur.
Etwas anderes gilt jedoch für Sekundärenergieträger wie Strom!
Es handelt sich um eine Art Derivat aus anderen Energieträgern, in dem z. B. Steinkohle in Kohlekraftwerken in Strom umgewandelt wird.
Für das Produkt Strom gilt die Besonderheit, dass nur ein Bruchteil der täglichen Verbrauchsmenge an den Strombörsen auftaucht. Nur 1/8 oder 12,5 %, der täglich in Deutschland verbrauchten Strommenge wird an diesen besonderen Energiebörsen gehandelt.
87,5 % werden in mittel- und langfristigen Direktverträgen gehandelt. Man spricht hier vom so genannten OTC (over the counter) Handel, der nicht an den Energiebörsen sichtbar wird und zwischen Stromproduzenten und Stromabnehmern durch unmittelbare Lieferverträge vollzogen wird.
Dies ist Grundvoraussetzung um zu verstehen, warum Börsenpreise für Strom wenig mit dem durchschnittlich zu zahlenden Strompreis gemein haben.
Hinzu kommt die Besonderheit, dass der ständig zur Verfügung stehende Mindestbedarf an Strom, die so genannte Grundlast, teilweise durch sehr langfristige Lieferträgen mit einer vertraglichen Bindung von bis zu 20 Jahren bezogen wird.
An den Strombörsen werden daher vor allem solche Mengen gehandelt, die kurzfristig zur Verfügung stehen und von anderen kurzfristig benötigt werden. Die dort zu Tage tretenden Handelspreise stellen damit sprichwörtlich die Spitze des Eisbergs dar.
Aus diesen Gründen wäre es sachlich nicht zu rechtfertigen, besonders hohe Preisausschläge an der Strombörse dafür zu benutzen, Preiserhöhungen bei Endverbrauchern durchzusetzen. Solche Preisausschläge dürften sachgerechter Weise nur mit dem jährlichen Durchschnittspreis und nur mit einer Quote von 12,5 % zu 87,5 % bzw. 1/8 eingepreist werden.
Rechtsanwalt Hanno Blatzheim